Leuchtschrift

Twitter Blue: Alles, was du über Twitters neues Abo-Modell wissen musst

Twitter hat kürzlich Twitter Blue eingeführt, ein Abonnementmodell, das Twitter-Nutzer*innen eine Reihe von zusätzlichen Funktionen bietet. Allerdings steht die von Elon Musk getriebene Vorgehensweise bei der Transformation von Twitter hin zu einem Bezahl-Abo stark in der Kritik. Im folgenden Blogpost werden wir uns daher die Vorteile und Nachteile von Twitter Blue etwas genauer ansehen sowie eine erste Einschätzung abgeben, ob sich Twitter Blue für Unternehmen lohnen kann.

Twitter Blue, Twitter Logo

Quelle: @ilgmyzin https://unsplash.com/de/fotos/Tf2n3ephNRU

1. Was ist Twitter Blue und was kostet es?

Twitter Blue ist ein kostenpflichtiges Abonnementmodell von Twitter, das Nutzer*innen Zugang zu zusätzlichen Funktionen und Diensten bietet, die nicht in der kostenlosen Version von Twitter enthalten sind. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Blogposts kostet Twitter Blue in Deutschland 11 bzw. 9,52 Euro pro Monat (iOS-Preis / Internetpreis). Bei jährlicher Bezahlung verlangt Twitter 114,99 bzw. 99,96 Euro. Neben dem blauen Haken gibt es zudem einen goldenen Haken für Unternehmen, der ab 950 Euro im Monat kostet, sowie einen grauen Haken für staatliche Behörden, Organisationen und Personen, die ein Amt innehaben.

2. Vorteile und Funktionsumfang

2.1. Tweet bearbeiten

In einem Zeitfenster von 30 Minuten kann eine begrenzte Anzahl von Änderungen an veröffentlichten Original-Tweets vorgenommen werden. So lassen sich

  • der Text ändern,
  • Markierungen setzen oder
  • die angehängten Medien neu anordnen.

2.2. Halb so viel Werbung

Twitter gibt an, etwa 50 Prozent weniger Anzeigen in den Timelines „Für dich“ und „Folge ich“ anzuzeigen. Die Funktion soll aber nicht für gesponserte Inhalte anderswo auf Twitter, u. a. Werbung in Profilen, Werbung in Tweet-Antworten, gesponserte Events in „Entdecken“, gesponserte Trends und gesponserte Accounts zum Folgen gelten.

2.3. Längere Tweets

Twitter erlaubt Blue-Abonnent*innen längere Tweets mit bis zu 10.000 Zeichen (vor kurzem noch 4.000 Zeichen) zu twittern – angezeigt werden aber weiterhin nur die ersten 280 Zeichen. Ob ein Tweet mit 10.000 Zeichen Sinn ergibt, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Auch in einem Zitat-Tweet oder einer Antwort kannst du längere Tweets verfassen. Standardfunktionen wie Medienposts, die Erstellung von Umfragen und die Nutzung von Hashtags gelten nach wie vor. Alle können längere Tweets lesen, aber nur Blue-Abonnent*innen können sie erstellen.

2.4. Lesezeichenordner

Mit Twitter Blue lassen sich Tweets in Ordnern speichern und organisieren. Dies kann nützlich sein, um bestimmte Tweets später noch einmal zu lesen oder darauf zurückzugreifen.

2.5. Rückgängigmachen von Tweets

Es gibt im Bezahl-Abo die Möglichkeit, Tweets in einer bestimmten Zeit nach dem Absenden zu löschen oder zu bearbeiten – allerdings bevor ihn alle lesen konnten. Dies ist besonders nützlich, wenn sich ein Tippfehler eingeschlichen hat oder ein Tweet spontan zurückgezogen werden soll. Wenn der Zeitraum für diese Funktion verstrichen ist, wird der Tweet für die Follower sichtbar und er kann entweder stehen gelassen oder gelöscht werden, wie man es normalerweise bei Twitter tun würde.

2.6. Längerer Video-Upload

Im Pro-Abo könnt ihr Videos mit einer Länge von bis zu 60 Minuten und einer Dateigröße von 2 GB (1080 P) hochladen (nur über den Webbrowser).

2.7. Lesemodus

Ebenfalls praktisch: der Lesemodus. Darüber lassen sich lange Threads und Artikel auf Twitter einfacher und angenehmer lesen. Der Lesemodus entfernt alle unnötigen Ablenkungen von der Seite, wie z.B. Anzeigen und andere Tweets.

2.8. Farbthemen

Mit Twitter Blue sind User in der Lage, verschiedene Farbthemen für die Twitter-App zu wählen. Das kann eine bessere Orientierung liefern und das Surfen auf Twitter angenehmer gestalten.

2.9. Kundensupport

Twitter Blue bietet Zugang zu einem speziellen Kundensupport-Team, das bei Problemen oder Fragen zur Verfügung steht.

3. Nachteile

3.1. „Pay for Reach“

Der offensichtlichste Nachteil von Twitter Blue sind die monatlichen oder jährlichen Kosten, um der von Elon Musk angekündigten Reichweitenbegrenzung für Basis-Accounts entgegen zu wirken.

  • Wir sehen hier vor allem für Freelancer oder kleine Unternehmen mit geringem Budget eine echte finanzielle Herausforderung.
  • Im Moment ist nicht abzusehen, wer alles bereit sein wird, für Twitter zu bezahlen.
  • Aktuelle Analysen zur Reichweitenveränderung bei Twitter / Twitter Blue laufen bei uns im Haus aktuell noch. Wir halten es zum jetzigen Zeitpunkt jedoch für möglich, dass wer beispielsweise auf Viralität setzt, es ohne Twitter Blue ab sofort schwerer haben könnte. Die Tweets tauchen zwar weiter im chronologisch sortierten Following-Feed auf, die meisten Nutzer*innen dürften aber auf die voreingestellte und von Twitter beeinflusste For-You-Timeline vertrauen.
Twitter Blue, Dollar

Quelle: @jinyun https://unsplash.com/de/fotos/6qamnLij7T0

3.2. Der blaue Haken ist in Verruf geraten

Viele Jahre lang war der blaue Haken eine Art Qualitätsmerkmal. Er stand dafür, dass Twitter den Account verifiziert hatte. Seit 1. April 2023 hat sich die Definition des Häkchens geändert – Twitter erklärt die Bedeutung im Detail hier. Generell gibt der blaue Haken jetzt hauptsächlich Auskunft darüber, dass der Account für das Abonnement bezahlt. Das Problem:

  • Es gibt keine Zuverlässigkeit mehr, in keine Richtung.
  • Es existieren einige Beispiele für verifizierte Accounts, die nicht echt sind (Fake-Accounts).
  • Aber eben auch echte Accounts, die nicht verifiziert sind.

4. Fazit: Lohnt sich Twitter Blue für Unternehmen?

Ob sich das Abo-Modell für Unternehmen lohnt, lässt sich aus unserer Sicht zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht pauschal beantworten und hängt, wie so oft, vom individuellen Bedarf ab. Da Twitter durchaus ein wichtiger Kommunikationskanal bzw. sinnvoller Bestandteil im Kommunikations-Mix sein kann, steht für uns im Moment die genaue Beobachtung der Entwicklungen im Vordergrund. Dazu gehört auch, Twitter Blue samt Vor- und Nachteilen zu testen. Deshalb haben wir vor kurzem ein Twitter Jahres-Abo bei Herrn Musk abgeschlossen und outen uns durch den blauen Haken.

Twitter Blue, Fragezeichen

@Towfiqu_barbhuiya https://unsplash.com/de/fotos/oZuBNC-6E2s

Wer jahrelange Arbeit in Community-Aufbau gesteckt hat, für den kann es keine unmittelbare Empfehlung sein, all das wegzuwerfen. Und wer mit Advertising-Kampagnen auf Twitter bisher gute Erfolge verbuchen konnte, ist (leider) sowieso gezwungen, bei Twitter Blue mitzuziehen. Insgesamt sollte nicht voreilig gehandelt, sondern ausprobiert und abgewogen werden: Verändert sich die Twitter-Landschaft im Zuge der Musk-Ära so sehr, dass Kampagnenerfolge ausbleiben oder Reichweiten zu stark absinken, kann durchaus über die weitere Nutzung dieses Kanals diskutiert bzw. nachgedacht werden. Werden weiterhin Erfolge verbucht und Twitter Blue setzt sich durch, so sollten die (neuen) Potenziale erschlossen und genutzt werden.

Und Ja: Die Monetarisierung bei Twitter durch Elon Musk sorgt zu Recht für Unmut in der Twitter-Welt sowie in der gesamten Kommunikationsbranche. Allerdings ist Twitter nicht die einzige Plattform, die für Aufmerksamkeit Geld sehen will. Als Facebook vor ca. fünf Jahren Inhalte von Freund*innen und Bekannten im Feed bevorzugte, verloren Posts von Medien und Unternehmen stark an organischer Reichweite. Wer als Unternehmen weiter viele Menschen erreichen wollte, musste die eigenen Beiträge bewerben. Im März 2023 startete Meta Verified, ein Bezahlmodell für Facebook und Instagram. Mit Snapchat, Telegram, Discord, Reddit, YouTube und Twitch bieten viele weitere Plattformen Abos an.

Letztendlich ist ein einheitlicher Trend zu beobachten: Dienste, die sich jahrelang ausschließlich durch Werbung finanzierten, suchen nach neuen Einnahmequellen. Daher ist es vielleicht ein nur logischer und wirtschaftlich gebotener Schritt für Twitter, den Fokus auf Twitter Blue zu legen. Manchmal ist allerdings das „Wie“ entscheidend. Wir behalten die Entwicklung im Auge und versorgen euch gerne hier auf unserem Blog mit einem nächsten Update.

Was ist eure Meinung? Wir freuen uns über Kommentare.

 

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