Leuchtschrift

Datenschutz im Web 2.0 – eine unmögliche Allianz?

Die Diskussionen rund um das Thema Privatsphäre und Datenschutz im Internet sind seit Jahren zum ständigen Begleiter geworden und die Schlagzahl der Nachrichten und Skandale scheint sich unaufhaltsam zu erhöhen. Ob eine Welle der Aufregung zu den Bewegungsprofilen von iPhone Usern durch das Netz spült oder Sony reumütig den Klau von Millionen persönlicher Daten seines gigantischen Playstation Netzwerks zugeben muss. Dies nur die jüngsten Fälle. Eigentlich ständig im Clinch mit Daten- und Verbraucherschützern befinden sich die Internetriesen Google und Facebook, sei es über die Verwendung gespeicherter Nutzerdaten oder Aktionen wie das Abfotografieren der Straßenzüge ganzer Städte für Google Street View.

Bestandsaufnahme: ein zuverlässiger Datenschutz im Web 2.0 existiert nicht! Technologische Gegebenheiten und das Verhalten der Anwender haben sich zu schnell und radikal verändert. Wann auch immer sich Politik und Justiz mit dem Internet beschäftigen, wirkt es wie eine Herde Dinosaurier, die in eine moderne Großstadt verpflanzt wurden. Da hilft es auch wenig, dass einzelne Politiker wie der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar oder Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner das Thema medienwirksam für sich entdeckt haben. Tatsache ist, dass weder Rechtsprechung noch Politik mit der neuen komplett digitalisierten Welt auf Augenhöhe sind. Und selbiges gilt wohl auch für den Anwender. Dankbar stürzen wir uns auf die großartigen Möglichkeiten, die uns die Technologie offeriert und können heute rund um die Uhr mit potenziell jedem auf verschiedensten Kanälen kommunizieren. Geschäfte lassen sich auf dem PC oder mit dem Smartphone sofort abwickeln; mein Handy erkennt meinen Standort und liefert mir personalisierte Einkaufs- und Unterhaltungstipps.

Das ist alles prima, hat aber seinen Preis! Denn, interessiert den Verbraucher wirklich, welche technologischen Prozesse im Hintergrund ablaufen? Will er wirklich wissen, welche Daten Facebook und Google sammeln und für welche (Werbe-)Zwecke sie es einsetzen? Wären wir bereit auf liebgewordene und praktische Dienste zu verzichten, weil wir damit auch Privatsphäre aufzugeben? Und überhaupt: haben wir eigentlich ein Problem damit, private Daten – bis zu einem gewissen Grad – preiszugeben und damit auch bewusst Kontrolle darüber zu verlieren? Wird das für die Generation der Digital natives nicht bereits als „normal“ empfunden? Eine konkrete Bedrohung empfinden die meisten von uns doch momentan erst dann, wenn unsere Kreditkarten- oder Bankdaten gestohlen worden sind.

Das Thema geht allerdings weit darüber hinaus. Die ganze Dimension der Problematik, dass Daten im Internet auf ewig verfügbar bleiben oder dass Konzerne derzeit nahezu unbeschränkten Zugriff auf private Daten haben, lässt sich heute noch gar nicht in allen Facetten erfassen. Von daher ist es wichtig, dass Medien, Blogger und die Öffentlichkeit ein wachsames Auge bewahren. Richtlinien, wie das Bundesdatenschutzgesetz müssen auf das Internetzeitalter angepasst werden. Für User müssen Möglichkeiten geschaffen werden, eigene Daten im Internet unwiederbringlich zu löschen. Es muss transparenter werden, warum und welche Daten Unternehmen speichern sowie weiterverwenden. Zudem muss der Anwender eine einfache Option haben, ein einmal gegebenes Einverständnis zur Nutzung seiner Daten wieder zurückzuziehen. Auf EU-Ebene werden neue Datenschutz-Bestimmungen im Sommer 2011 erwartet. Gesetzgebungen dürften sich bis 2012 und danach hinziehen. Und wer weiß, vielleicht hinken diese dann den aktuellen technologischen Entwicklungen bereits wieder hinterher…

Unternehmen sind aufgerufen, ihre Sicherheitsmechanismen stetig zu optimieren. Die kostbaren Datenbestände, die sie verwalten sind begehrtes Ziel von Hackern und Dieben. Ähnlich wie bei der Virenproblematik ist auch hier ein Kreislauf in Gang gesetzt: egal wie sicher ein System ist, es wird den nächsten Eindringling geben, der es knackt. Ziel kann also nur sein, den potenziellen Dieben immer einen Schritt voraus zu sein.

Da man sich auf den Schutz seiner Daten im Web nicht blind verlassen kann, liegt es derzeit (noch) sehr stark  an jedem Einzelnen sorgfältig zu überprüfen, welche Daten man bedenkenlos preisgibt und auf welchen Plattformen man sich bewegt. Ohne genau zu überlegen tippt man heute überall sofort Geburtsdaten, Kontodaten und Kreditkartendetails ein oder gestattet eine GPS Ortung seines Handhelds.  Hier gilt es genauer abzuwägen – ist das immer notwendig, sinnvoll und ratsam? Eine  alte Regel sollte man zudem immer vor Augen haben: Plattformen im Internet sind persönlich, aber ganz sicher nicht privat.

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