Leuchtschrift

Simst Ihr noch oder snapt Ihr schon?

Bereits in den 60ern stellte der kanadische Philosoph, Geisteswissenschaftler und Literaturprofessor Marshall McLuhan fest: „The Medium is the Message“. Sein Werk Understanding Media, in dem er herausstellte, dass nicht der durch Medien übertragene Inhalt, sondern das Medium selbst der Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung sein sollte, ist heute aktueller denn je.

Instant Messenger Logos (von li. nach re.): Snapchat, Wickr, Clipchat, Confide, WhatsApp, Facebook Messenger

Instant Messenger Logos (von li. nach re.): Snapchat, Wickr, Clipchat, Confide, WhatsApp, Facebook Messenger

Nicht selten führt man via Messenger „ewige“ Dialoge über Themen, die oftmals viel schneller telefonisch geklärt wären. Das Paradoxe daran: die Kommunikation wird einerseits immer schneller, andererseits verliert man sich schnell darin und kommuniziert um des Kommunizierens willen. Aus Sicht der (Instant) Messenger-Anbieter eine geniale Entwicklung. Man nutzt etwas, weil es angesagt ist, auch wenn es anders effizienter wäre. Ein weiteres Phänomen: Neue Kommunikations-Plattformen zielen häufig zunächst auf die 14-19 Jährigen ab und erfreuen sich schnell zunehmender Beliebtheit, bis sie bei (fast) allen Altersgruppen angelangt sind und die „Jungen“ in der Zwischenzeit schon wieder auf neue Plattformen springen. Wird Facebook heute von Senioren erobert und über WhatsApp mit der ganzen Familie kommuniziert, brechen die Teenies längst zu neuen Ufern auf. Snapchat heißt der neue Trend, eine Instant Messenger-App, über die Bild- oder Video-Nachrichten verschickt werden können, die sich innerhalb von Sekunden, nachdem sie der Empfänger gelesen hat, selbst zerstören.

Snapchat Logo: Das kleine, weiße Gespenst auf Eurem Smartphone

Snapchat Logo: Das kleine, weiße Gespenst auf Eurem Smartphone

2011 in USA gegründet und zunächst wenig beachtet, startete Snapchat im Jahr drauf so richtig durch. Begonnen hat die Erfolgsstory an einer kalifornischen Schule. Das dort auferlegte Facebook-Verbot zwang die Kids, einen neuen Weg zu finden, um sich in der Schule Bilder zu schicken – die Lösung war Snapchat. Heute nutzen geschätzte* 50 Millionen Menschen Snapchat. Täglich werden genauso viele Bilder und Filme verschickt wie bei Instagram und Facebook zusammen an einem Tag hochgeladen werden, nämlich rund 400 Millionen**.

Namen, die in diesem Zusammenhang auch fallen, sind Clipchat, Wickr oder Confide – Snapchat-Konkurrenten, die sich durch unterschiedliche Optik und Funktionen unterscheiden. Die trendigen Messenger-Apps sind witzig, verrückt und bunt – was Neues für die Kids, und ziemlich sicher Eltern-freie Zone. Aber nicht nur das. Der Selbstzerstörungsmechanismus ist ein intelligenter Lösungsansatz für die Debatte über die Vorratsdatenspeicherung und ermöglicht zudem Nutzern, ihren Online-Footprint so niedrig wie möglich zu halten.

Dass die neuen Apps nicht nur einen vorübergehenden Hype, sondern eine zukunftsträchtige Entwicklung darstellen könnten, zeigt uns der missglückte Übernahmeversuch durch Mark Zuckerberg. 3 Milliarden (!!!) US-Dollar hat der 23-jährige Snapchat-Gründer Evan Spiegel im November vergangenen Jahres ausgeschlagen.

Snapchat Gründer Evan Spiegel

Snapchat Gründer Evan Spiegel

Und wenn wir einmal davon ausgehen, dass sich unsere Art zu  kommunizieren weiterhin so rasant verändert wie in den letzten Jahren, so könnten Snapchat & Co tatsächlich unseren Markt erobern und auch eine zunehmend wichtige Rolle im Bereich Social Media Marketing spielen.

 

* Quelle: http://www.forbes.com/sites/jjcolao/2014/01/06/the-inside-story-of-snapchat-the-worlds-hottest-app-or-a-3-billion-disappearing-act/
**Quelle: http://www.stern.de/digital/computer/snapchat-gruender-evan-spiegel-der-mann-der-drei-milliarden-dollar-ablehnte-2081872.html

 

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